

Text For The Month / Monatsspruch
Februar 2019Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Der erste Teil des Verses ist schwer zu schlucken. Paulus nimmt hier in seinem Brief an die Christen in Rom den Mund ziemlich voll. Jeder von uns kennt große Leiden in dieser Zeit. Die Zeitungen und Nachrichtensendungen sind voll davon, man hört es von Anderen und viele von uns brauchen gar nicht so weit zu gehen. Wir selbst haben schon dies oder das gelitten oder machen sogar gerade jetzt etwas Schweres durch. Manch einer sieht vor lauter Leiden nichts Anderes mehr. Das ist verständlich bei chronischen Schmerzen oder schleichendem Siechtum ohne Aussicht auf Heilung. Und auch für körperlich Gesunde können die Umstände zu viel werden: Einsamkeit, Liebeskummer, Krieg und Streit, Armut, Hunger, Unterdrückung, Arbeits- und Hoffnungslosigkeit. Es wird zu viel und man fühlt sich machtlos. Wer z.B. im Tsunami oder bei anderen Katastrophen alles Hab und Gut und die liebsten Menschen verloren hat, für den fallen die Leiden dieser Zeit sehr wohl ins Gewicht, oder? Da darf man doch wohl klagen? Würde Paulus unter solchen Umständen sagen „Ist nicht so schlimm, fällt nicht ins Gewicht“? Ich kann mir schwer vorstellen, dass Paulus so herzlos abgehoben von allem menschlichen Leid war. Sicher, als er noch ein gnadenloser Christen-Verfolger war und sich an Steinigungen beteiligt hat (Apostelgeschichte ab 7,54), war er ein engstirniger religiöser Fanatiker ohne Mitleid. Aber mit seiner Bekehrung wird sich das gewandelt haben. Von da an war er selbst verfolgt und hatte zu leiden. Er schreibt selten darüber, aber im 2. Brief an die Korinther (11,23-28) listet er auf, was ihm als Christen widerfahren ist: „Sie sind Diener Christi? Ich rede töricht: Ich bin's wohl mehr: Ich habe mehr gearbeitet, ich habe mehr Schläge erlitten, bin öfter gefangen, oft in Todesnöten gewesen; von den Juden habe ich fünfmal vierzig Streiche weniger eins empfangen; ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt, habe dreimal Schiffbruch erlitten, Tag und Nacht in der Tiefe des Meers zugebracht; ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch die Flüsse, in Gefahr durch die Mörder, in Gefahr unter den Juden, in Gefahr unter den Heiden, in Gefahr in den Städten, in Gefahr in der Wüste, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter den falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; außer was sich sonst zuträgt, nämlich, dass täglich die Sorge für alle Gemeinden auf mir lastet.“ Das alles hatte er wohl schon hinter sich, als er den Monatsspruch schrieb. Wie kann jemand, der das alles erlebt hat, schreiben Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll? Er hat doch eine ganz eigene Erfahrung von den Leiden seiner Zeit, scheint mehr mitgemacht zu haben als viele von uns. Er ist kein abgehobener Schwärmer, der satt im warmen Zimmer sitzt und von etwas fabuliert, von dem er nichts versteht. Im direkt vorangehenden Text hat er gerade auf unsere Sterblichkeit hingewiesen. Wie kann er dann so etwas schreiben? Der zweite Teil des Verses ist wohl die Erklärung. Die Leiden fallen nicht ins Gewicht, verglichen mit der Herrlichkeit, die kommen soll. Das bedeutet, er weiß sehr wohl, wie Sorge, Not und Bedrängnis schmecken. Er will sie nicht verniedlichen. Aber das Kommende ist so viel besser, dass es das leicht aufwiegt. Dieses Leben ist begrenzt. Dieser Körper stirbt. Aber Paulus ist von der Auferstehung der Toten so überzeugt und begeistert, dass seine Probleme für ihn dagegen verblassen. „Warum setzen wir Apostel uns in unserem Dienst ständig Gefahren aus? Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht vom Tod bedroht bin. Das ist keine Übertreibung – so wahr ich durch Jesus Christus, unseren Herrn, stolz auf euch bin, Geschwister; euer Glaube ist ja ein Ergebnis meines gefahrvollen Dienstes. Hier in Ephesus hatte ich mit Gegnern des Evangeliums eine Auseinandersetzung, die wie ein Kampf mit wilden Tieren war, ein Kampf auf Leben und Tod. Weshalb hätte ich mich darauf einlassen sollen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass es eine Auferstehung der Toten gibt?“ 1. Korinther 15,30-32 Haben wir so eine starke Hoffnung auf diese Überwindung des Todes, auf ein neues, besseres Leben mit Gott, das die Krankheiten und Probleme unseres Alltags klein aussehen lässt? Wird dieser Glaube auch noch tragen, wenn unsere Stunde zu gehen kommt? Das gebe Gott! Ich kann es mir heute noch gar nicht so richtig vorstellen, wie das wohl sein wird, aber ich bin sehr gespannt. March 2019Return to the Lord with all your hearts… and serve him only. This is a fitting text for Lent. Return to the Lord – come back to him. In old times one would have said “Repent!”. Moses had to direct his people back to God after they had made themselves a golden idol in the desert. The judges and prophets of the Old Covenant, as Samuel here, had to say it time and again. John the Baptist preached it. Jesus himself and then Church leaders up to Luther and until today had it in their focus. Throughout the ages people went on their own ways, not asking where to find God, not caring about their neighbour. Sometimes more, sometimes less. Occasionally I catch myself that my thoughts spin around one thing or the other (politically the B-word comes to mind, or just finances) without considering what God might think about it. Not that I can always tell the answer to that question, but since God is alive we might as well include him in our musings about everything we do or don’t. It’s courtesy to acknowledge the presence of a friend when he’s in the room. God is our best friend by far. And thinking about His will (call it meditation or prayer) might open new angles to look at our daily problems. So it’s good to return to the Lord. Once we returned to him it just makes sense to serve him only. If we serve exclusively ourselves or other people or some ideals, we haven’t really returned to him, have we? Unfortunately, we don’t always know which way he would like us to turn, even if we want to do it. We get easily distracted by interesting things (at least I do), so returning to the Lord is not a once and for all but a continuous effort to redirect our steps to God again and again. Lent is a good time to practise this. And after Lent is a good time to continue this practice – until next Lent. Like in football: after the game is before the next one. Udo Bauer |
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